Der folgende Artikel ist eine Ergänzung zu Römer 7 aus dem Buch „Justification & Regeneration“ von Charles Leiter.
Es würde ein ganzes Buch beanspruchen, um die Streitfragen, die Römer 7 umgeben, zu behandeln. Daher können nur ein paar Richtlinien für die Auslegung hier nahegelegt werden,
1. Römer 7 geht genau da weiter, wo Römer 6 aufhört und erweitert die Themen, die dort vorgestellt werden.
Laut Römer 6 ist der Christ „der Sünde gestorben“1 aufgrund der Vereinigung mit Christus; daher ist er von der Sünde „freigesprochen“2, sodass sie keine „Herrschaft“3 mehr über ihn hat. Das Resultat, wenn man der Sünde gestorben ist, ist ein „Dienst“4 für Gott, der als „Frucht“5 die Heiligung hervorbringt. Paulus wiederholt diese Erfolgsstruktur in Römer 7, der Christ ist „dem Gesetz gestorben“6 aufgrund seiner Vereinigung mit Christus; daher ist er von der Sünde „freigesprochen“7, sodass sie keine „Herrschaft“8 mehr über ihn hat. Das Resultat davon ist ein „Dienst“9 für Gott, der „Frucht“10 vor Gott bringt. Kurz gesagt, Paulus ist in Römer 6 „in die Höhe geflogen“, und in Römer 7 „fliegt er weiter nach oben“!
Das wahre Ziel von Römer 7 liegt darin, Paulus´ Aussage in 6,14 zu erklären und zu erweitern, „Denn die Sünde wird nicht herrschen über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade.“ Nach Aussage dieses Verses ist die Befreiung von der Herrschaft der Sünde das direkte Ergebnis der Tatsache, dass wir nicht länger „unter dem Gesetz“ sind. Die erste Frage, die wir zu beantworten haben, ist diese, „Wie ist es geschehen, dass Christen nicht weiter „unter dem Gesetz“ sind? Paulus beantwortet diese Frage in 7,1-4. Die Christen sind aus dem Bereich des Gesetzes herausgekommen; sie sind dem Gesetz gestorben durch ihre Vereinigung mit Christus. Die zweite Frage, die wir zu beantworten haben, ist folgende, „Warum ist die Befreiung vom Gesetz notwendig, um unsere Erlösung von der Sündenmacht zu sichern?“ Oder umgekehrt, „Warum ist die Befreiung von der Herrschaft der Sünde unmöglich für all jene, die noch immer unter dem Gesetz sind?“ Paulus gibt die Antwort darauf in 7,5-25. Alle, die noch immer „unter dem Gesetz“ sind, sind auch immer noch „im Fleisch“ (v.5). Das Gesetz erregt und stärkt offenbar die Herrschaft der Sünde über solche, die im Fleisch leben; es lässt sie in einem Zustand der Knechtschaft und des Todes (v5, 7-25).
(1Römer 6,2, 11 2Römer 6,7, 18, 22 3Römer 6,14 (Gr. „Herrschaft”, „beherrschen”) 4Römer 6,22 5Römer 6,21-22 (Gr. „Frucht”) 6Römer 7,4 7Römer 7,6, 2-3 8Römer 7,1 (Gr. „Herrschaft”, wie in 6,14) 9Römer 7,6 10Römer 7,4)
2. Es ist absolut wichtig zu erkennen, dass Paulus nur von zwei Gruppen spricht – jene, die „unter dem Gesetz“ („im Fleisch“) sind und solche, die sich „unter der Gnade“ („im Geist“) befinden.
Die Eigenschaften dieser zwei Gruppen werden beide vor (7,5-6) und nach (8,1-4) Paulus´ Diskussion in Römer 7,7-25 zusammengefasst. Das bedeutet, dass Paulus in den Versen 14-25 nicht den „fleischlichen Christen“ beschreibt, der noch nicht „in Römer 8 angelangt“ ist, wie uns die Ansicht des „tiefen Lebens“ von Römer 7 erzählt. Alle Christen befinden sich „in“ Römer 8, genauso wie alle Christen sich ebenfalls „in“ Römer 6 und „in“ Römer 7 wiederfinden.
3. Paulus hat bereits detailliert den Zustand jedes einzelnen Christen in Römer 6 und in Römer 7,1-6 beschrieben. Wir können diese Beschreibung nicht einfach ignorieren, wenn wir zur letzten Hälfte von Römer 7 kommen.
Gemäß Römer 6 und Römer 7,1-6 wurden alle Christen „von der Sünde befreit“ und sind „Sklaven der Gerechtigkeit“1 geworden. Die „Sünde soll nicht herrschen über“ die Christen, da sie „nicht unter dem Gesetz, sondern unter Gnade“2 stehen. Die Christen „sind einem anderen zu eigen geworden, nämlich dem, der aus den Toten auferweckt worden ist, damit sie Gott Frucht bringen“3. Sie sind „aus den Toten lebendig geworden“4. Sie sind „nicht länger im Fleisch“5. Sie „dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstabens“6. Die Auffassung, dass Römer 7,14-25 eine Beschreibung eines „Christen in seiner besten Form“ ist,- selbst von Paulus, während er gerade diesen Brief schreibt,- ist somit ein Widerspruch zu all dem, was Paulus bis an diese Stelle geschrieben hat. Wie können wir Römer 6 und 7,1-6 lesen und dann immer noch behaupten, dass alle wahren Christen in Wirklichkeit „fleischlich, und unter die Sünde verkauft“7 sind! Es ist höchst bedeutsam, dass diese Ansicht von Römer 7 zu dem „elenden Mensch“ Gedanken des christlichen Lebens geführt hat, wo „Erbärmlichkeit“ und Geistlichkeit fast gleichgestellt sind, und je heiliger wir werden, desto „erbärmlicher“ sind wir. Wie sagte einmal ein Schreiber, „Dieses Stöhnen ´Ich elender Mensch! ´ drückt die normale Erfahrung eines Christen aus. Sollte nämlich ein Christ nicht so seufzen, so befindet er sich in einem unnormalen und ungesunden geistlichen Zustand. Der Mensch, der nicht diesen Schrei täglich von sich gibt, hat entweder keine Gemeinschaft mit Christus, oder ist so unverständig der Lehre der Schrift gegenüber, oder lässt sich dermaßen von seinem gegenwärtigen Zustand täuschen, sodass er nicht die Verderbtheit seines eigenen Herzens kennt, und auch nicht das erbärmliche Versagen seines eigenen Lebens.“8
(1Römer 6,18 2Römer 6,14 3Römer 7,4 4Römer 6,13 5Römer 7,5 6Römer 7,6 7Römer 7,14 8A. W. Pink, „Der Christ in Römer 7” „Derjenige, der wahre Gemeinschaft mit Christus hat, wird…dieses Stöhnen… täglich und stündlich von sich geben.”)
Es ist wahr, dass in diesen Tagen des oberflächlichen „einfachen Glaubens“ und der „dürftigen Buße“ viele bekennende „Christen“ dringend eine Aufdeckung ihrer eigenen, inneren Verdorbenheit und Verderbtheit brauchen.1 In diesem Fall würde es viele zu bitteren klagen2 und echter Bekehrung führen. Aber jedes wahre Kind Gottes, welches schon sehr weit auf diesem Pilgerpfad gewandert ist, weiß bereits einiges bezüglich seiner eigenen Erbärmlichkeit und Schändlichkeit, abgesehen von der verwandelnden Macht von Christus. Anstatt zu beten, dass Gott uns „eine Anschauung auf unsere eigene Verdorbenheit und Unwürdigkeit gibt, sodass wir in der Tat vor Ihm im Staub kriechen“3, wäre es da nicht biblischer, Gott um eine Anschauung der Auferstehung Christi in uns4 und unserer neuen Natur in Ihm5 zu bitten, damit wir in die „himmlischen Regionen“ fliegen und Ihm freudig dienen mit unserem neuen Leben?
Einige Theologen haben versucht, dieser Ansicht des „elenden Christen“ in Römer 7 zu entfliehen, indem sie sagen, dass obwohl Paulus hier von seiner eigenen, gegenwärtigen Erfahrung als Gläubiger spricht, er bloß die Tatsache beschreiben würde, dass „kein Christ so heilig ist, wie er sein möchte.“ Nach dieser Ansicht lehrt Römer 7 nur, dass „was der Christ anstrebt, liegt immer außerhalb seiner Reichweite“, und dass während seiner Lebenszeit der Christ „nie die Perfektion“ erreicht. All diese Aussagen sind zweifellos wahr, aber sie werden dem Grad des Versagens und des Elends, die in diesem Abschnitt offensichtlich sind, nicht gerecht. Paulus beschreibt hier klar (um seine eigenen Worte zu gebrauchen) einen Zustand des „Elends“6, einen Zustand der „Gefangennahme“7 und einen Zustand der Unfähigkeit, „Gutes zu tun“8. Mit anderen Worten, der Mensch aus Römer 7 kämpft nicht nur mit der Sünde, sondern ist ihr vollkommen unterlegen, im krassen Gegensatz zu Paulus´ Beschreibung aller wahren Christen in Römer 6 und Römer 7,1-6.
(1Pink 2Sacharja 12,10 3Pink 4Epheser 1,18-23; Epheser 3,14-2 5Kolosser 3,9-13 6Römer 7,24 7Römer 7,14, 23-24 8Römer 7,18-19)
4. Römer 6 & 7 sind auf vier Fragen und ihre dazugehörigen Antworten aufgebaut.
Am Ende von Römer 5 macht Paulus zwei schockierende Aussagen, die Rechtfertigung und Klarstellung erfordern. Als Erstes, dass „das Gesetz hereingekommen ist, damit das Maß der Übertretung voll würde“; zum zweiten, dass „wo das Maß der Sünde voll geworden ist, da ist die Gnade überströmend geworden“. Paulus glaubt, dass diese Aussagen von anderen missverstanden und verdreht würden; daher macht er sich auf, diese Aussagen in Kapitel 6 & 7 zu verteidigen und zu verdeutlichen. Hierbei bedient er sich vier Fragen und ihre dazugehörigen Antworten (6,1; 6,15; 7,7; 7,13). Jeder dieser Frage-Antwort Abschnitte folgt einem ganz besonderen Muster. Zunächst stellt Paulus seine von ihm erwartete missverständliche und verzerrte Position dar. Darauf folgt eine deutliche Ablehnung („Das sei ferne!“) und eine kurzgefasste Antwort auf das Missverständnis. Diese knappe Antwort wird dann in den weiteren Versen klargestellt und erläutert. Dieses Muster bleibt unveränderlich in Römer 6-7,
Römer 6,1, Frage, „Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit das Maß der Gnade voll werde?“ Die deutliche Ablehnung, „Das sei ferne!“ Kurze Antwort, „Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr leben?“ Nähere Erklärung der kurzen Antwort, Verse 3-14.
Römer 6,15, Frage, „Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind?“ Die deutliche Ablehnung, „Das sei ferne!“ Kurze Antwort, „Wisst ihr nicht, Wem ihr euch als Sklave hingebt, um ihm zu gehorchen, dessen Sklaven seid ihr und müsst ihm gehorchen…?“ Nähere Erklärung der kurzen Antwort, Verse 17-23.
Römer 7,7, Frage, „Was wollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde?“ Die deutliche Ablehnung, „Das sei ferne!“ Kurze Antwort, „Aber ich hätte die Sünde nicht erkannt, außer durch das Gesetz; denn von der Begierde hätte ich nichts gewusst, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte, Du sollst nicht begehren!“ Nähere Erklärung der kurzen Antwort, Verse 8-12
Römer 7,13, Frage, „Hat nun das Gute mir den Tod gebracht?“ Die deutliche Ablehnung, „Das sei ferne!“ Kurze Antwort, „Sondern die Sünde hat, damit sie als Sünde offenbar werde, durch das Gute meinen Tod bewirkt, damit die Sünde überaus sündig würde durch das Gebot.“ Nähere Erklärung der kurzen Antwort, Verse 14-25.
Darum geht es in den Versen 14-25! Vers 14 fängt kein neues und völlig unzusammenhängendes Thema an, so wie viele vermutet haben. Das Thema in diesem Abschnitt ist nicht „der unreife Christ, der im Wandel im Geist versagt“, oder „der reife Christ, der weiterhin mit der verbleibenden Sünde ringt“. Das Subjekt ist vielmehr „das Gute des Gesetzes, ungeachtet seiner Auswirkungen auf jene, die im Fleisch sind“. In diesem Zusammenhang ist es sehr bezeichnend, dass Vers 14 mit dem Wort „denn“ anfängt; und dasselbe Wort „denn“ tritt sogleich wieder auf (zweimal!) in Vers 15.
5. Römer 7,14-25 ist eine Weiterführung von Paulus´ Diskussion in Vers 7-13 über „den Menschen, zu dem die Gebote gekommen sind“.
In Vers 5 beschreibt Paulus den Zustand solcher Menschen, die „im Fleisch“ und „unter dem Gesetz“ sind, „Denn als wir im Fleisch waren, da wirkten in unseren Gliedern die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind, um dem Tod Frucht zu bringen.“ Die Schlüsselwörter sind hier „Gesetz“, „Sünde“ und „Fleisch“. Diese drei Wörter aus Vers 5 bilden das Herzstück von Paulus´ Diskussion für den Rest des ganzen Kapitels hindurch.
In den Versen 7-12 fängt Paulus an, seine Aussage in Vers 5 zu erklären, indem er sich auf seine eigene Erfahrung vor der Bekehrung bezieht. Es gab eine Zeit, in der Paulus in selbstgefälliger Selbstzufriedenheit lebte, „Ich aber lebte“ (Vers 9). Er dachte, dass er sich gut darin machte, das Gesetz zu halten, „…im Hinblick auf die Gerechtigkeit im Gesetz untadelig gewesen“ (Philipper 3,6).
Dann aber kam es zu einem großen Wendepunkt in Paulus´ Leben. Durch das Wirken des Heiligen Geistes „kam das Gebot“ zu ihm. Da fing er an zu begreifen, wie tiefgründig und peinlich genau die Anforderungen des Gesetzes wirklich sind, und wie unmöglich es für ihn war, diese Bestimmungen zu erfüllen. „Die Sünde lebte auf“ und Paulus „starb“ unter der schrecklichen Überführung seiner Sündhaftigkeit (wie lange dieser Zustand anhielt, wissen wir nicht; wir wissen aber, dass bevor er jeden auferstandenen Christus auf dem Weg nach Damaskus traf, es schon für ihn „schwer“ war, „gegen den Stachel auszuschlagen“/ Apostelgeschichte 26,14). Das Gesetz, das Leben versprach, resultierte somit im Tod für Paulus; nicht durch irgendein Verschulden des Gesetzes, sondern wegen der totalen Sündhaftigkeit der Sünde. Bis zu dieser Stelle in seiner Diskussion (Vers 13) hat Paulus nur die Beziehung zwischen „Gesetz“ und „Sünde“ beschrieben, indem er aufzeigte, wie das Gesetz die Sünde in Wirklichkeit aufleben lässt, und zum Tod führt. Aber er hat noch nicht erklärt, wieso das Gesetz solche Auswirkungen produzieren sollte. Dies kann Paulus nur durch eine Diskussion über „das Fleisch“ tun!
Darum geht es in Römer 7,14-25! Vers 14 beginnt mit dem Wort „denn“ und führt weiter Paulus´ Diskussion über „Gesetz, Sünde und Fleisch“, indem er dramatisch im Präsens den Platz der Sündenherrschaft beschreibt – „das Fleisch“, „Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft.“ (Beachte, dass der Übergang ins Präsens ganz selbstverständlich erfolgt, da Paulus kaum sagen konnte, „Wir wissen, dass das Gesetz geistlich war.“) Paulus fährt dann fort im Präsens bis zum Ende des Kapitels; dabei gibt er einen Bericht aus erster Hand über die „Knechtschaft der Sünde“, die solche erfahren, die „im Fleisch“ sind. Dies tut er aus dem Blickwinkel von jemandem, der nun ein Christ geworden ist und klar die Eigenschaften des Konfliktes sieht, welcher einst in seinem Leben stattfand. Aus diesem Grund zeigen die Fachausdrücke, die Paulus in diesen Versen benutzt, viel christlichen Einfluss, obwohl es eine Beschreibung seines Vor-christlichen Zustands ist.
Erinnert euch nochmal an Paulus leitende Aussage, „Denn als wir im Fleisch waren, da wirkten in unseren Gliedern die Leidenschaften der Sünde, die durch das Gesetz sind, um dem Tod Frucht zu bringen.“ Das „Fleisch“ wird von der „Sünde“ kontrolliert, und in der Gegenwart des Gesetzes werden die sündhaften Leidenschaften des Fleisches immer im „Tod“ enden. Die Tatsache, dass Paulus das „Fleisch“ durch den ganzen Abschnitt hindurch betont, ist klar erkennbar durch die Ausdrücke, die er gebraucht, „bin fleischlich, unter die Sünde verkauft“1, „ein Gesetz in meinen Gliedern“2 und „das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist“3. Diese Gefangenschaft der „Sünde in den Gliedern“ führt zu dem verzweifelten Ausruf, „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Todesleib?“4
Paulus´ Antwort auf diesen Ausruf wird uns in Vers 25 gegeben, „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ und weit ausführlicher in 8,1-4 , „So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind, die nicht gemäß dem Fleisch wandeln, sondern gemäß dem Geist. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Denn was dem Gesetz unmöglich war – weil es durch das Fleisch kraftlos war – , das tat Gott… damit die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit in uns erfüllt würde, die wir nicht gemäß dem Fleisch wandeln, sondern gemäß dem Geist.“
Beachtet hier Paulus´ Zusammenfassung von dem, was er ausführlich in 7,14-25 gesagt hat, „…was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch kraftlos war…!“ Und beachtet erneut seine Beschreibung von jenen, die Christen sind, „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes…, damit die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit in uns erfüllt würde, die wir nicht gemäß dem Fleisch wandeln, sondern gemäß dem Geist!“ Der Mensch aus Römer 7 ruft, „Wer wird mich frei machen?“ Der Christ antwortet, „Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht.“
(1Römer 7,14 2Römer 7,23 3Römer 7,23 4Römer 7,24)
Isaac Watts fasst die Lehre des Paulus in Römer 7 zusammen in einer Hymne mit dem Titel, „Die Überführung der Sünde durch das Gesetz – Römer 7,8.9.14-24“,
Herr, wie sicher doch mein Gewissen war, da ich keinen inneren Schrecken verspürte! Ich lebte ohne das Gesetz und dachte, meine Sünden wären tot. Meine himmlischen Hoffnungen waren sicher und vielversprechend; aber siehe, da kam das Gebot mit überzeugender Kraft und im Licht; da erkannte ich, wie verdorben ich war. Davor erschien meine Schuld gering bis zu meinem Schrecken ich sah, wie perfekt, heilig, gerecht und rein Dein ewiges Gesetz war. Da fühlte meine Seele die schwere Last; meine Sünden lebten wieder auf; ich hatte einen furchtbaren Gott provoziert, und all´ meine Hoffnungen waren begraben. Ich bin wie ein hilfloser Gefangener, verkauft unter die Macht der Sünde, Ich kann weder das Gute, das ich will, tun, noch kann ich mein Gewissen rein halten. Mein Gott! Ich schreie mit jedem Atemzug nach irgendeiner Macht, die mich errettet; die das Joch der Sünde und des Todes bricht und somit den Sklaven erlöst.Drei abschließende Beobachtungen –
Letzten Endes sollten drei Dinge beachtet werden,
1. Trotz äußerlicher Ähnlichkeiten ist Galater 5,16-25 nicht übereinstimmend mit Römer 7. Römer 7,14-25 beschreibt den Kampf und die Niederlage eines Menschen, der noch „im Fleisch“ und „unter dem Gesetz“ ist. Der Heilige Geist ist deutlich abwesend von der Sprache und Gedanken dieses Menschen. Genau genommen, der Heilige Geist wird nirgendwo in dem ganzen Abschnitt erwähnt. Wohingegen Galater 5,16-25 den unvermeidbaren Konflikt des Heiligen Geistes mit dem Fleisch beschreibt, den Dieser im Leben eines echten Gläubigen hat. Ein Vermerk des Sieges erklingt durch diesen Abschnitt, Der Christ ist „nicht unter dem Gesetz“1. Er hat bereits definitiv „das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und den Lüsten“ durch Buße und Glauben an Christus.2 Die Macht des Geistes in seinem Leben hindert ihn wirksam daran, den natürlichen Neigungen des Fleisches zu folgen – „er tut nicht das, was er will“3. Seitdem er „im Geist“ lebt, ist er nun in der Lage, „im Geist zu wandeln“4. Und während er „im Geist wandelt“, so ist ihm versichert, dass er „die Lust des Fleisches nicht vollbringen wird“5. Diese Verse sind keine Darstellung der „Erbärmlichkeit“, sondern eine Siegesgarantie!
Die wahre Parallele zu Galater 5,16-25 findet sich in Römer 8,12-14, wo „Fleisch“ und „Geist“ gleichermaßen verglichen werden, „So sind wir also, ihr Brüder, dem Fleisch nicht verpflichtet, gemäß dem Fleisch zu leben! Denn wenn ihr gemäß dem Fleisch lebt, so müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Leibes tötet, so werdet ihr leben. Denn alle, die durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes.“ Laut diesen Versen steht der Christ nicht unter der Verpflichtung, gemäß dem Fleisch zu leben. Er ist in der Lage, durch die Macht des Heiligen Geistes, „die Taten des Leibes zu töten“. Genau genommen, wenn man somit „vom Geist geleitet“ wird, so ist das eines der Erkennungsmerkmale von all denen, die wahrlich „Söhne Gottes“ sind! Beachtet hier die Parallele zwischen „durch den Geist Gottes geleitet“ (Römer 8,14) und „im Geist zu wandeln“ (Römer 8,4; Galater 5,16).
2. Der Mensch, der in Römer 7,7-25 beschrieben wird, ist nicht der typische, verlorene „Mensch auf der Straße“, der nichts von der Geistlichkeit oder der wahren Erwünschtheit des Gesetzes weiß. Der Mensch in Römer 7,7-25 ist der Mensch, zu dem „das Gebot gekommen ist“. Er macht Aussagen, die der typische Ungläubige niemals tun würde. Der elende Zustand, den jener Mensch erfährt, resultiert darin, dass er zu Christus gekommen ist, „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“6 Dadurch ist es offensichtlich, dass dieser Mensch „von Gott gelehrt“ und „vom Vater gehört und gelernt hat“7. Jeder, der also „vom Vater gehört und gelernt hat“, kommt zu Christus.8
3. Es gibt keinen Zweifel, dass jeder wahre Christ zeitweise so empfunden hat, als würde er „mitten“ in Römer 7 stecken. Selbst der Gerechte „fällt siebenmal“!9 Die Erfahrungen des Christen beinhalten immer schmerzhafte Niederlagen, als Teil des Lernprozesses, um „im Geist zu wandeln“. So wie Petrus müssen auch wir oft durch bitteres Versagen die Unzulänglichkeiten unserer eigenen Entschlossenheit lernen. Die Frage, die jedoch vor uns liegt, ist nicht, „Was machen Christen oftmals durch?“, sondern, „Was lehrt Paulus in Römer 7?“
(Wer von euch Interesse hat, mehr zu diesem Thema zu lesen und gut Englisch versteht, wird hingewiesen auf, Robert L. Reymond, A New Systematic Theology of the Christian Faith, Appendix F, 1127-32; Martyn Lloyd-Jones, The Law, Its Functions and Limits; und Herman Ridderbos, Paul, An Outline of His Theology, 126-30.)